Das Nachtlager in Blutenburg

Lola Montez war nur eine Nacht in Schloss Blutenburg, die Nacht vor ihrer Abschiebung über die Grenze Bayerns am 12. Februar 1848. Sie hatte viel bewegt in München. Von ihrem “Nachtlager in Blutenburg” zeugt dieses Flugblatt von 1848, welches wir nachfolgend wiedergeben.

 

 
 

Lola fährt, nachdem sie von München ausgejagt wurde, mit dem Wirthe von Großhessellohe Nachts 1/2 12 Uhr nach Blutenburg, um sich dort bei den auf ihrer Flucht übernachtenden 10 Angehörigen der “Alemania” zu beurlauben. Sie ist gepudert, um auf ihrer Flucht recht unkenntlich zu sein.

 

Abends kommen 10 Alemannen zum Wirthe in Blutenburg, und bitten daselbst um Speise und Nachtlager. Der Wirth bedeutet ihnen, daß sie sich in Ermangelung so vieler Betten auf Stroh lagern müßten, was sie mit Dank annehmen.

 

Wie Lola bei ihrer Ankunft um 1/2 12 Uhr Nachts in die Wirthsstube tritt, fällt sie dem Alemannen Beisner, ihrem Hauptliebling, wie eine liebende Gattin nach langer Trennung um den Hals u. beschwört ihn, mit ihr nach München zurückzukehren.

 

Beisner, egschreckt durch das in München Geschehene, und des Volkes gerechten Zorn scheuend, weigert sich dessen. Er wird beohrfeigt nud ihm von ihr unter andern der Vorwurf gemacht, daß er von ihr lebe, daß sie seine Angehörigen unterbrachte, und daß sie ihm eine Uhr, die er bei sich trage, gegeben, die 1300 Franken gekostet habe.

 

Beisner, welcher hienaus gestürtzt war, und sich zu entleiben droht, wird durch die süßklingende Sirenenstimme seiner Herrin beruhigt.

 

Versöhnt treten beide wieder ein, und nur durch des Wirthes thatkräftiges Dazwischentreten unterbleibt die Rückkehr nach München. Um 4 Uhr Morgens begibt sich Lola in Gesellschaft des Beisner in das für sie in Bereitschaft gesetzte Schlafgemach zur Ruhe, wo sie bis 8 Uhr Morgens bleiben.

 

Nachdem der Wirt von Blutenburg noch in dieser Nacht eiligst nach München gefahren war, um sich höheren Orts Verhaltens-Maßregeln einzuholen, schickte man sogleich auf die Polizei, worauf die Spanierin unter Cuirassier-Begleitung bis zur nächsten Eisenbahnstation und von da unter Aufsicht zweier Polizeibediensteter über Augsburg nach der bayerischen Gränze geschubt wurde.